Das Richtige tun, statt Dinge richtig tun!

Peter Drucker legte den Finger in deutsche Wunden. Oft perfektionieren wir, anstatt nach dem richtigen Weg zu suchen. Über den Unterschied von Effektivität und Effizienz.

Peter Drucker’s Zitat aus dem Jahr 1963 ist die Wurzel des Gedankens:

“It is fundamentally the confusion between effectiveness and efficiency that stands between doing the right things and doing things right. There is surely nothing quite so useless as doing with great efficiency what should not be done at all.”

Peter Drucker

Dieses Zitate wirft viele Fragen auf. Hier finden Sie kurze Antworten:

Effektivität und Effizienz

Peter Drucker
Peter Drucker, Foto: Ink.com

Schon 1963 sagte der Management-Pabst Peter Drucker, dass es eine grundsätzliche Konfusion zwischen Effektivität und Effizienz gäbe.

Leider gibt es diese Unklarheiten noch heute:

Was ist Effektivität?

Effektivität (von lateinisch effectivus, bewirkend) bezeichnet Wirksamkeit. Hier geht es darum, das ein Ziel erreicht wird – egal wie. Im englischen Sprachgebrauch ist die Qualität, mit welcher man das Ziel erreicht, eher nebensächlich.

Was bedeutet Effizienz?

Effizienz ist schwieriger als Effektivität zu definieren. Denn jede Disziplin versteht ein bisschen etwas anders darunter. Letztlich geht es darum, wie gut das Ziel erreicht wird.

Im Wirtschaftlichen also, wie wirtschaftlich (oder wie rational). Im technischen Bereich eher wie sparsam, z.B. sind fünf Liter Diesel auf hundert Kilometer effizienter als zehn Liter.

Was ist der Unterschied zwischen Effektivität und Effizienz?

Über Effizienz lässt sich streiten. Über Effektivität nicht.

Effektivität bedeutet: das Ziel wurde erreicht, man ist angekommen. Effizienz hinterfragt, wie man ankam, ob man erschöpft ist, wieviel Sprit verbraucht wurde oder ob ein Elektroauto doch besser wäre und ob das Wetter am Urlaubsort gut ist oder man doch besser morgen gefahren wäre.

Damit lässt sich wunderbar darüber streiten, was effizient ist: Drei Liter, oder die Batterie?

Das Richtige

Damit zurück zum Zitat und dessem ursprünglich zweitem Teil:

Es gibt nichts sinnloseres, als etwas mit großer Effizienz zu tun, das man gar nicht tun sollte.

There is surely nothing quite so useless as doing with great efficiency what should not be done at all.

Peter Drucker

Peter Drucker sagt, dass es nicht sinnvoll ist, nach Effizienz zu streben, solange man nicht weiß, ob man auf dem richtigen Pfad ist. Aber damals schon verstanden ihn viele Menschen nicht und er wandelte das Zitat ab zu

Do the right things, not things right

Das Richtige tun, statt die Dinge richtig tun

Peter Drucker

Ab und zu liest man, dass man „die richtigen Dinge richtig machen soll“. Dies ist typisch deutsch und völliger Blödsinn. Wer so etwas sagt, hat das Zitat nicht verstanden.

Was ist richtig?

Deutsche haben eine lange Tradition darin, Dinge richtig zu machen. Es entspricht nicht unserer Lebensart, einmal etwas auszuprobieren, spontan zu sein.

Wir mögen es, wenn alles seinen geregelten Gang geht. Und genau mit dieser Akribie entwickeln wir Produkte und Dienste. Zuerst kommt die Marktstudie, dann ein geschäftliches, fachliches, technisches und finales Konzept – erst danach folgt die Entwicklung. Jedes Konzept muss abgeschlossen und genehmigt sein, bevor es in die nächste Phase geht. Der Schlusstermin steht von Anfang an fest.

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In der IT nennt man ein solches Vorgehen das Wasserfallprinzip, denn Wasser fliest nicht rückwärts.

Zeit für Experimente

Entscheidend ist, dass man ausprobiert.

Je schneller man einzeln Versuche durchführen kann, desto eher wird man wissen was richtig ist. Bewertet man erste Erfolge, so wird man in einigen Fällen Wesentliches ändern wollen.

Dies ist einer der Hauptgründe für agiles Arbeiten:

  • Zunächst strebt man nach Effektivität. Man will ein Ziel erreichen
  • Zur Not geht man ein Stück stromaufwärts und macht ähnliches nochmal. So lange, bis der Kunden gut und effizient bedient wird.

In der heutigen Zeit können sich Dinge so schnell ändern, wie nie zuvor in unserer Geschichte. Heute kann falsch sein, was gestern noch richtig war. Deshalb:

Wer weiss, was richtig ist, wird auch das Richtige tun

Sokrates, nach Sofies Welt von Jostein Gaarder

Wann ist etwas Pareto effizient?

Vilfredo Pareto (1848–1923) hat erkannt, das 80% des Ertrages oftmals 20% des Aufwands erfordern. Man ist als viel schneller am Ziel, als man Zeit braucht, um etwas optimal zu gestalten.

Ist es dann immer sinnvoll, weitere 80% unserer Zeit zu investieren?

Wann ist etwas Pareto optimal?

Vilfredo Pareto (1848–1923) hat außerdem festgestellt, das komplexe Fragestellungen mehrere optimale Lösungen haben können.

Leider hat ein Pareto-Optimum zur Folge, dass ein anderer Parameter nicht mehr „perfekt“ ist – was also soll man tun?

Ich versuche dies mit dem Everest und dem Lhotse zu erklären. Dem höchsten und dem vierthöchsten Berg der Welt; beide sind sehr hoch!

Der Everest (links hinten) ist höher. Seine beiden Hauptrouten sind einfacher und wenn man ihn erklimmt, ist man einer von hunderten.

Bild: Frank Kehren

Der Lhotse ist schwerer, und er hat eine tolle Südwand (rechts im Bild), die man sogar besteigen kann ohne zu sterben. Es zählt mehr, dort oben gewesen zu sein.

Pareto optimal wäre meine Erachtens der South Col, der Sattel zwischen beiden Bergen. Er liegt am Rande der Todeszone und hat eine tolle Aussicht.

cridon Spruchgeber

Der cridon Spruchgeber hilft, den passend Ton zu treffen und den richtigen Weg zu finden.

Links:

7 Kommentare zu „Das Richtige tun, statt Dinge richtig tun!“

  1. Ich finde es super, dass hier noch einmal der Unterschied zwischen Effektivität und Effizienz erläutert wird. Es wird leider häufig in einen Topf geschmissen. Mir gefällt die Erklärung, dass Effektivität beschreibt, dass man ans Ziel gekommen ist und Effizienz, wie gut man das Ziel erreicht hat. Diese Unterscheidung hilft sicherlich, das Richtige zu tun.

  2. Herr Stäudtner,
    Sie schreiben, es wäre „typisch deutsch und völliger Blödsinn“ „dass man „die richtigen Dinge richtig machen soll“.

    Wenn dies so ist, soll man also
    – die richtigen Dinge falsch machen?,
    – die falschen Dinge falsch machen?,
    – oder doch die falschen Dinge richtig machen?,
    Andere logische Möglichkeiten gibt es doch wohl nicht.

    Selbstverständlich soll man die Dinge, die man als die richtigen erkannt hat, effizient tun, also die richtigen Dinge in der richtigen Art und Weise.

    Zweitens: Das Pareto-Kriterium ist nicht eines, mit dem man beliebige Probleme betrachtet.

    Insofern halte ich Ihr Bergsteiger-Beispiel für verfehlt. Die von Ihnen beschriebene Situation ist eher eine Entscheidungssituation (Everest, Lhotse, South Col) mit mehreren Zielkriterien (Überlebenswahrscheinlichkeit, Aussicht, Exklusivität…), die gegeneinander abgewogen werden. Eine Nutzwertanalyse wäre das Mittel der Wahl.

    Primär geht es Pareto um die individuellen wohlfahrtlichen / nutzenmäßigen Folgen der (Re-) Allokation von Ressourcen: Es gilt, die Situation herzustellen, in der keine Person mehr besser gestellt werden kann, ohne eine andere schlechter zu stellen. In der Spieltherie bspw. läßt sich dies ideal zeigen.
    Ein durchaus problematisches Kriterium: Wenn Sie alles haben und niemand anderes irgend etwas, stellte dies eine Pareto-optimale Situation dar.

    1. Vielen Dank für Ihre Anmerkungen, Herr Finger.

      Zunächst zum ersten Teil, dem Zitat von Peter Drucker „Do the right things, not things right“. Damit wollte Peter Drucker ausdrücken, dass man geschäftlich nicht erfolgreich sein wird, wenn man sich alleine auf Effizienz konzentriert, also Dinge richtig zu tun.

      Es gibt viele Firmen, die sehr gut darin waren, Artikel zu produzieren, die zu wenig Menschen kauften. Auch beim Start neuer Geschäfte ist es wichtig, zunächst herauszufinden, ob Kunden die angebotenen Produkte kaufen. Entsprechend legen viele zeitgemäße Entwicklungsmethoden Wert darauf, schnell Prototypen zu entwickeln und zu klären, was richtig ist. Die Dinge müssen vor allem funktionieren.

      Erst wenn man sicher ist, dass ein Angebot auf Nachfrage trifft, solle man optimieren. Effektivität sei wichtiger als Effizienz. Alle von Ihnen logischen Möglichkeiten können helfen herauszufinden, was richtig ist.

    2. Sehr geehrter Herr Finger,

      nun zum zweiten Teil Ihrer Anmerkungen, dem Pareto-Optimum. Sie haben natürlich Recht damit, dass sich Pareto als Mitbegründer der Wohlfahrtsökonomie vor allem auf den Nutzen für Personen konzentriert haben dürfte. Allerdings erschließt sich mir nicht, wieso es optimal sein sollte, wenn eine Person alles und andere nichts haben.

      Ich habe das Pareto-Optimum hier im mathematischen Sinne verstanden – so habe ich es kennen gelernt. Für Ingenieure ist ein Zustand Pareto-optimal, wenn es nicht möglich ist, eine Eigenschaft zu verbessern, ohne zugleich eine andere verschlechtern zu müssen (frei nach Wikipedia zitiert). Nutzwertanalysen helfen dann nach meiner (praktischen) Erfahrung nur insofern weiter, weil deutlicher wird, dass subjektive Nutzendefinitionen entscheidet dafür sind, welchen Weg man einschlägt, welches Optimum man wählt.

      Das Beispiel mit den Bergen ist sicher kein gutes, mir fällt aber immer noch kein besseres ein. Kennen Sie ein besseres?

      Vielen Dank!

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